Wir alle wissen, dass interaktive Datenvisualisierungen ein wirkungsvolles Kommunikationswerkzeug sind, um auch komplexe Zusammenhänge einfach zu vermitteln: richtig angewendet, können Nutzer mit ihnen verborgene Muster aufdecken, Blickwinkel ändern und neue Ideen entwickeln. Doch wie können wir Datenvisualisierungen erschaffen, die die Nutzer bestmöglich bei ihren Aufgaben unterstützen? Und wie können wir interaktive Visualisierungen dort testen, wo sie gebraucht werden?
Einsichten und Erkenntnisse aus scheinbar abstrakten Schmerzdaten schaffen?
Für die Therapie von chronischen Schmerzen werden über lange Zeiträume Daten über die Veränderung der Befindlichkeit des Patienten, Bewegungsprofile, Schlafgewohnheiten, Wetter oder zeitliche Abläufe von Therapiemassnahmen beobachtet, analysiert und darüber hinaus auf Muster und Beziehungen überprüft. Um dem Schmerztherapeuten dies zu ermöglichen, benötigt er ein effektives und effizientes Werkzeug. Hierbei unterstützen (interaktive) Datenvisualisierungen die menschliche Kognition bei der schnellen Erkennung von Mustern, Lücken und Ausreissern – auch bei grossen Datenmengen. Die Frage nach einer solchen interaktiven Datenvisualisierung bildete daher die Grundlage meiner Arbeit: „Quiri Analyzer“ entstand in einer dritten Phase des Gesamtprojekts „Quiri“ und ergänzt dieses um die Benutzungsschnittstelle für den Mediziner zur Auswertung der gesammelten Daten des einzelnen Schmerzpatienten.
Wie visualisiert man Daten für die Schmerztherapie?
Ich möchte in diesem Blogbeitrag fachliche Anforderungen (welche Art von Daten je nach Diagnose in welchem Zyklus erfasst werden) zunächst ausklammern. Eine besondere Herausforderung aus UX-Perspektive ergab sich vielmehr in der Fragestellung nach dem passenden Prototyping-Werkzeug, um Darstellung und Interaktion mit komplexen Datenmengen auch im Vorfeld mit potentiellen Anwendern hinreichend zu evaluieren.
Bei meiner Recherche zum Thema Prototyping habe ich hier und da Ansätze gefunden. Vom intensiven Paper-Prototyping bis zu ausschliesslich digitalen Mock-ups: Viele dieser Methoden waren leider nur für wenig interaktive Visualisierungen oder sehr kleine Datenmengen geeignet. Aus dem bunten Repertoire der Prototyping-Methoden musste ich für mich diejenigen herausfinden, die meine Anforderungen erfüllten:
grosse Mengen von Datenpunkten flexibel designen und anpassen
bestenfalls responsives Design
Interaktivität!
funktionaler Prototyp
Möglichkeit, mit Nutzern explorativ zu testen
Eine weitere Besonderheit in diesem Projekt war die schwer zugängliche, kleine Zielgruppe: Schmerztherapeuten sind meist vielbeschäftigte Menschen mit einem vollen Terminkalender. Folglich sollte innerhalb der Evaluations-Sessions möglichst wenig Abstraktion, sondern vielmehr konkretes „Explorieren“ anhand realistischer Patientendaten bewertet werden, um für meinen Fall wertvolles Feedback zu erhalten, d.h. es mussten sinnvolle Daten in einen hoch funktionalen Prototyp fliessen, um mein angestrebtes Filterkonzept zu testen.
Tools meiner Wahl
Die Visualisierungen der einzelnen Parameter, die für die Therapie von Schmerzen relevant sind, scribbelte ich zunächst auf Papier. Auf Papier lassen sich solche rudimentären Entscheidungen bereits gut treffen und erste Ansätze mit Kollegen diskutieren. Auch das grobe Layout sowie die Idee des Filterkonzeptes und der zeitlichen Darstellung der Daten habe ich auf diese Weise konzipiert.
Schnelle Änderungen oder neue Ideen waren kein Problem!