APEROL: UX trifft auf autonome Mobilität auf Knopfdruck

Lukas Flohr Senior UX Designer • Specialist Mobility

20.02.2020 • 6 minutes reading time

Statt den überfüllten Bus zu nehmen, einfach on demand — also auf Abruf — einen autonomen Shuttle per App bestellen, um schnell und komfortabel zum Wunschziel zu gelangen. Klingt nach ferner Zukunftsmusik?

Genau damit beschäftigt sich „APEROL“. Dies ist nicht nur ein beliebtes Getränk, sondern auch ein Akronym für das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderte Forschungsprojekt „Autonome, PERsonenbezogene Organisation des Strassenverkehrs und digitale Logistik“.

Aperol Logo

APEROL und die Zukunft der Mobilität

Der Strassenverkehr befindet sich in einem Transformationsprozess. Schon heute sind verschiedene Lösungsansätze der Elektromobilität in Grossstädten sichtbar: das Mieten von E-Scootern per App ist nur ein Beispiel hierfür. Auch das Thema autonomes Fahren (Fahren in fahrerlosen Fahrzeugen) findet sich fortlaufend in den Medien und weckt hohe Erwartungen an die Art und Weise, wie Menschen sich in Zukunft fortbewegen und Güter transportiert werden. Diesen gerecht zu werden, setzt ganzheitliche Lösungskonzepte voraus, die die individuellen Anforderungen von Bürger und Bürgerinnen und Unternehmen berücksichtigen.

Bei der Entwicklung menschzentrierter Konzepte zur Mobilität der Zukunft arbeitet Ergosign im Rahmen von APEROL eng mit Partnern aus Forschung und Industrie zusammen. Bei den Projektpartnern sind die Lehrstühle i5, WZL, ICE und HCIC der RWTH Aachen, das Institut für Softwaresysteme der Hochschule Trier sowie die e.GO mobile AG, die PSI Logistics GmbH, die MAT.TRAFFIC GmbH und die Stadt Aachen vertreten.

Logos der Aperol Projektpartner: RTH Aachen, MAT.Traffic, Stadt AAchen, PSI, Umweltcampus Birkenfeld, Hochschule Trier, e.GO, Ergosign
Logos der APEROL-Partner

Zentrale Aspekte und Kernfragen des Projektes

Zum Projektstart arbeiteten wir zusammen mit unseren Partnern die zentralen Herausforderungen des Projektes heraus. Natürlich geht es am Ende auch um Softwareentwicklung — aber zunächst wollten wir den Problemraum umfassend verstehen und unser Vorgehen abstimmen. Hierzu gehörten Fragen der Bürgerpartizipation („Was erwarten Bürger und Bürgerinnen von einem solchen autonomen System?“), mögliche Pilot- und Testbetriebe (auf dedizierten Testgeländen und später auch im Aachener Strassenverkehr), die Schaffung einer Simulationsumgebung und die Analyse der Übertragbarkeit unserer Lösungen auf andere Städte.

Konkret beschäftigte sich das Team von Ergosign unter anderem mit den folgenden Fragen:

  • Wie kann das autonome Fahren effizient für den Personen- und Gütertransport eingesetzt werden?

  • Wie können potentielle Fahrgäste vor, während und nach der Fahrt mit dem autonomen Fahrdienst interagieren?

  • Wie können zukünftige Mobilitätskonzepte über Disziplinen und Unternehmen hinweg effizient konzipiert werden?

  • Wie können Mensch-Maschine-Schnittstellen für autonome Fahrzeuge menschzentriert entwickelt und evaluiert werden?

Collaborative UX Design im Projekt APEROL

Die Entwicklung eines Mobilitätsdienstes erfordert eine enge und abgestimmte Zusammenarbeit von Ergosign und den beteiligten Industrie- und Forschungspartnern. Zahlreiche Faktoren sind in dem betrachteten Szenario zu beachten: Die Planung der Fahrten, die logistische Organisation, die Kombination von Fahrtwegen verschiedener Nutzer und Nutzerinnen, die Beachtung der verbleibenden Akkuladung, die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander, die Interaktion von Fahrgästen mit dem autonomen Fahrzeug usw. In der interdisziplinären Zusammenarbeit über die beteiligten Projektpartner hinweg wenden wir Methoden des Collaborative UX Design an. Das Foto zeigt einen Konzept-Workshop am Ergosign-Hauptsitz in Saarbrücken. Wie solche Methoden im Detail aussehen, könnt ihr in unseren Insights-Artikeln Collaborative UX Design-Workshops 1 und 2 nachlesen.

Ein Workshop zu Aperol bei Ergosign mit einer Gruppe Männer vor einer Wand mit Postis.

"Das methodische Vorgehen im Konzept-Workshop ermöglichte eine zielgerichtete Diskussion technischer und gestalterischer Fragestellungen über Disziplinen und Unternehmensgrenzen hinweg. Zugleich wurde dadurch eine offene und motivierende Atmosphäre geschaffen."

Lukas FlohrSpecialist Mobility

Iterativer Entwicklungsprozess

Für die Anwendung in der realen Welt kommt der „e.Go Mover“ der e.Go Moove AG ins Spiel: ein vollelektrischer Kleinbus, der Platz für bis zu 15 Personen bietet und sich sowohl für den Personennahverkehr als auch für private und gewerbliche Transportaufgaben eignet (Quelle: e.Go Homepage). Der e.Go Mover dient uns als Basis für die Fahrzeugentwicklung.

Shuttel Illustration des e.GO MOOVE
© e.GO MOOVE GmbH

Vorab müssen jedoch die entwickelten Konzepte und die ihnen zugrunde liegenden Annahmen geprüft werden. Im Sinne des menschzentrierten Designprozesses erfolgt dies iterativ — über alle Entwicklungsphasen hinweg. Vorrangiges Ziel ist es, gebrauchstaugliche Systeme zu schaffen, die in einem positiven Nutzungserlebnis resultieren. Durch den Einbezug prospektiver User und die Analyse von deren Anforderungen erhöht sich die Effektivität, Effizienz und Nachhaltigkeit des Systems sowie das menschliche Wohlbefinden in Verbindung mit der Dienstleistung — und verspricht am Ende zufriedene Nutzer und Nutzerinnen. Der Nutzungskontext nimmt dabei insbesondere bei der Ableitung von Nutzungsanforderungen und der darauf basierenden Gestaltung und Evaluation eine entscheidende Rolle ein.Bei der Evaluation unserer Konzepte zum autonomen Fahren stossen wir auf einige Hürden. Realversuche zur Erprobung der Systeme im Nutzungskontext sind nicht nur sehr aufwändig, sondern auch teuer und aktuell nur in sehr eingeschränkten Szenarien möglich. Wir arbeiten daher speziell auch an Lösungen zur kosteneffektiven Evaluation unserer Konzepte unter Einbeziehung des Kontexts bereits in frühen Phasen.

Fazit

APEROL verfolgt das Ziel, Lösungen zum Problem der „ersten und letzten Meile“ des öffentlichen Verkehrs anzubieten. Ergosign schafft dazu die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine und analysiert diese stetig. In zukünftigen Arbeitsabschnitten werden App-Design und die Entwicklung validiert und evaluiert.

Logo des Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

Zusatz:
Das Projekt wird im Rahmen der Förderrichtlinie „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit einer Gesamtsumme von 4.691.277,00 € gefördert.