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xCollect — Interview & Kontextanalysetool von Ergosign
Martin Roos Principal UX Designer • Principal UX Designer
Nicolas Klein UX Software Engineer
Dorian Bauer Principal UX Software Engineer • Team Lead & Technology Lead Flutter
Esther Barra Lead Communication Manager
14.11.2022 • minutes reading time
Wie kann man Kontextanalysen, Flutter, Focus Time-Projekte und eine Master-Thesis in einem Wort zusammenfassen? Ganz einfach: xCollect. Wie die obigen Begriffe dann genau zusammenpassen und worum es bei xCollect geht, wollen wir anhand eines Interviews veranschaulichen.
Die Interviewpartner:innen:
Martin Roos, Principal UX Designer bei Ergosign
Nicolas Klein, Masterstudent bei Ergosign
Dorian Bauer, Principal UX Software Engineer und Flutter Specialist
Malita Pradhani, Senior UX Designer bei Ergosign
Esther Barra, Senior Communications Manager
Wie fing das Projekt xCollect an? Welches konkrete Problem sollte gelöst werden?
Martin: Kurz vor Beginn der Pandemie Anfang 2020 waren mein Team Manager Christian und ich für einen Kunden in den USA. Dort haben wir Interviews mit Anwender:innen durchgeführt und sie bei ihrer Arbeit begleitet. Diese Kontextanalysen sind ohnehin anstrengend und erfordern viel Konzentration, Kommunikation und Offenheit. Du begegnest unterschiedlichsten Persönlichkeiten und tauchst in deren Alltag ein. Und all das in Sitzungen von 60 bis 90 Minuten. Nach drei bis vier Sitzungen pro Tag bist Du am Ende erschöpft, wenn doch mit einer grossen Zufriedenheit um das Gelernte. Wenn das dann noch in einem mehrwöchigen Geschäftstrip passiert, ist es umso herausfordernder, immer voll und ganz beim Interview präsent zu sein. Du reist von A nach B, musst Züge und Flüge kriegen und deine Daten sichern und gleichzeitig schenkt dir der Mensch vor deinem Mikro nur diesen einen wertvollen Moment. Als wir uns dann nach zig Tagen, Locations und Interviews eines Morgens bei Eiseskälte auf einem Parkplatzgelände irgendwo in Charlotte (USA) zu abschliessenden Sitzungen wiederfanden und der Wind so heftig war, dass uns die Blätter fast vom Klemmbrett gerissen wurden, wurde uns spätestens da klar, dass das aktuelle Set-up aus Klemmbrett, Papier, Stift, Aufzeichnungsgerät und Co. ausgesorgt hatte und der dazugehörige Prozess der Datenerhebung, Organisation und anschliessender Analyse vereinfacht werden musste.
Wie ging es von da an weiter?
Martin: Bei Ergosign gibt es monatlich eine Focus Time, die es möglich macht, sich mit interessanten Themen abseits des Projektgeschäfts frei zu beschäftigen. Die haben Christian und ich erst mal zur Weiterentwicklung der Idee genutzt. Entlang des User-Centered Design-Prozesses entwickelten wir ein Problem Statement, Personas und Szenarios. Schnell wurde klar, dass wir mehr Zeit für das Projekt brauchten. Also ging es dann zum sogenannten „Innovation Board“ von Ergosign, bei dem Mitarbeitende Ideen pitchen können, um intern Zeit und Ressourcen dafür zu gewinnen.
Gesagt, getan, gewonnen. Somit bekamen wir Support aus User Research und Development. Pandemiebedingt ergaben sich dann aber Probleme und Veränderungen, durch die unser Vorhaben in einen Dornröschenschlaf fiel. Dieser dauerte ca. 18 Monate, bis unser Flutter-Experte Dorian die Idee hatte, xCollect als Thema für eine Masterarbeit zu nutzen.
Wie kam Nicolas zu diesem Thema?
Nicolas: Ursprünglich habe ich bei Ergosign als Werkstudent angefangen, aber schon während des Vorstellungsgesprächs habe ich mein Interesse bekundet, auch meine Masterarbeit bei Ergosign zu schreiben, was, wie man sieht, sehr positiv aufgenommen wurde. Bei der Themenfindung für die Arbeit wurde ich durch Dorian unterstützt. xCollect stand als Idee schon länger im Raum, wurde bisher aber technisch nicht umgesetzt. Das Thema hat für mich perfekt gepasst, denn ich wollte etwas entwickeln, wofür es auch einen Bedarf gibt und nicht nur einfach eine Thesis schreiben, die dann später im Regal verstaubt.
Mit welcher Technologie wird das Projekt realisiert und warum?
Nicolas: xCollect wurde mit Flutter Link zur Flutter Landing Page realisiert. Dank interner Projekte wie xPark und xDesk sowie externer Projekte wie der Fichtel App und der Hamburg Süd Shipping App haben wir bei Ergosign sehr viel Erfahrung damit. Flutter basiert auf einer Code-Basis — erst einmal entwickelt, läuft die Anwendung dann auf Android, iOS und mit kleinen Anpassungen dann auch für Desktop und Web; cross-platform also. Man kann bei Flutter auch pixelperfekt entwickeln und genau bestimmen, wie bestimmte Elemente aussehen sollen, was dann später für das Visual Design Team massgeblich war.
Gab es verschiedene Projektphasen?
Nicolas: Die Anforderungsanalyse war durch die Vorarbeit von Martin und Christian schon vorweggenommen. Es galt dann, auszuarbeiten, welche Features sich im Rahmen einer Masterarbeit umsetzen lassen. Darauf aufbauend haben wir Key Screens und deren Herausforderungen identifiziert und technisch evaluiert. Dabei ging es auch um Usability-Fragen, wie z. B. eine vertikale oder horizontale Ausrichtung der App oder darum, welche Daten in welcher Form aufgenommen werden sollten (mp3, mp4 etc.). Nach der technischen Evaluation wurde die App funktional zusammengeführt, d.h. technisch hat sie schon funktioniert, nur das visuelle Design stand noch nicht fest. Für das visuelle Design haben uns unsere Kolleginnen Malita und Alex supportet.
Was ist das finale Ziel mit dem Projekt?
Martin: Das Ziel mit xCollect ist eine Plattform, die uns den Prozess der Erhebung qualitativer Daten aus Interviews (oder perspektivisch auch Usability Testings) mit Kund:innen und Nutzer:innen vereinfacht. Besonders der Aspekt der Informationssicherheit ist für uns substanziell, denn bisher haben wir keine andere App gesehen, die uns in der Hinsicht vertrauensvoll erschien. Unter anderem sollen folgende Funktionen eingebunden werden:
Teilnahmeerklärungen sollen digital angeboten werden - statt auf Papier.
Interviews sollen digital auf Ergosign-Firmengeräten aufgezeichnet und gleichzeitig auf unseren Servern gesichert werden — Stichwort: Datenschutz und Datensicherheit für unsere Kunden.
Kurze Notizen und Markierung wichtiger Stellen während des Interviews ersparen einem das mühselige Notieren des Zeitstempels, um später nochmals reinhören zu können.
Fotos und Videos werden im Kontext des Interviews erstellt und angezeigt, sodass ich stets Zusammenhänge im Blick behalte.
Die Übertragung, Organisation und Aufbereitung der Daten zur weiteren Auswertung wird vereinfacht, da alles in Realtime in einer zugehörigen Desktop-App vorliegt, genau so, wie es vor Ort aufgenommen wurde.
In der Zusammenarbeit hat es für das visuelle Design einen guten Einstieg gegeben, weil durch die frühe Kooperation von Designern und Developern viele Fragen schnell geklärt werden konnten. Nach der Übernahme konnte ich mit Alexandra Schotsch das Design schnell und effektiv umsetzen. Hierbei haben wir immer wieder gemerkt, wie vielseitig die Nutzenden sein können und das damit viele Fragen kommen. “Worauf legen wir unseren Fokus?” war die häufigste, da wir mit vielen Szenarien und unterschiedlichen Herangehensweisen der Nutzenden rechnen. In der tatsächlichen Umsetzung des Designs konnten wir uns durch bestehende in-house Software wie xDesk und xPark inspirieren lassen. Ein neues Stilelement, das wir aufgenommen haben, ist die Darstellung von wellenförmigen Elementen als wiederkehrende Teile im Design.
Malita WegenerSenior UX Designer
Wie wird das Projekt mittlerweile bei Ergosign genutzt?
Dorian: Die interne Einführung steht noch aus, mit Abschluss der Master Thesis hat Nicolas ein MVP geschaffen, das dann (intern bei Projekten eingesetzt) auf Herz und Nieren geprüft wird. Danach wird mit Sicherheit eine Feedback Session nötig sein, um das MVP zu iterieren und auf einen Stand zu bringen, bei dem man es intern verlässlich benutzen kann.
Was bedeutet es, als Masterstudent bei Ergosign eine solche Arbeit zu schreiben und ein Projekt zu entwickeln?
Nicolas: Für mich ist das essenziell, denn ich habe mich bewusst gegen die reine Forschung entschieden und für das anwendungsorientierte Studium, bei dem ich gleich in einem Betrieb etwas entwickeln kann, was dann auch Anwendung findet. Für mich ist auch sehr, sehr wichtig, dass ich auf diese Weise wertvolle Berufserfahrung sammeln kann. Denn die Kollaboration und Interaktion mit Martin als Project Owner sowie Kolleg:innen über verschiedene Abteilungen hinweg ist von unschätzbarem Wert.
Wie war die Kollaboration untereinander?
Dorian: Am Anfang haben wir viel zusammengearbeitet und Ideen ausgetauscht, aber es war schnell klar, in welche Richtung es gehen soll. Die Kollaboration war daher nicht sehr intensiv, aber trotzdem erfolgreich, auch, weil Nicolas sehr autonom arbeitet. Der Support für Nicolas war trotzdem immer da, aber er hat ihn dank seiner zielstrebigen Arbeitsweise selten gebraucht, bzw. er hat optimal kommuniziert, wenn er zwischendurch Fragen hatte und Hilfe brauchte.
Welche Herausforderungen gab es?
Dorian: Eine der grössten Herausforderungen war der Realtime-Aspekt, also der Austausch der Informationen zwischen den Clients in Echtzeit. Das war für uns Neuland und ein Thema, in das wir uns erstmal einarbeiten mussten. Wir haben bei Beginn der Arbeit mehrere Optionen evaluiert, bevor wir da eine Entscheidung für diesen Aspekt treffen konnten. Rückblickend gesehen war das genau der richtige Ansatz, denn wir sind mit dem Ergebnis und der Realtime-Funktion sehr zufrieden.
Wurden die Erwartungen bisher erfüllt?
Martin: Persönlich hatte ich schon etwas die Hoffnung verloren, weil das Projekt so lange auf Eis lag, umso positiver gestimmt bin ich durch Nicolas’ gute Arbeit. Die Fortschritte gehen schnell und wir sind schon jetzt gespannt, welche Erkenntnisse die ersten Validierungen unserer Annahmen im Praxistest bringen werden. Zusammengefasst: Ja, die Erwartungen wurden bisher erfüllt. Jedoch zum Gipfel ist es noch ein Stück… aber mit der Mitwirkung aller, die bisher sich einbringen konnten und sich einbringen werden, ist der Weg dorthin einer mit einer guten Aussicht. Danke an dieser Stelle an alle, die ihren Teil dazu beigetragen haben .